Ein Gespräch über Deutsch-Türkisch Rap Musik mit dem Cartel Mitglied Erci E.

Yazıcı-dostu sürüm

Die Hip Hop-Gruppe Cartel wirbelte Mitte der 90er Jahre die musikalische Szene in der Türkei und in Europa so auf, wie keine andere türkische Hip-Hop-Gruppe bis heute. Zu Gast im Yunus Emre Enstitüsü Köln war das bekannteste Mitglied der Gruppe Erci Ergün, bekannt als Erci E.. Erci E. beantwortete die Fragen von Karin Engele und erzählte von seinen Erfahrungen und Erlebnissen mit Cartel von Deutschland aus bis in die Türkei.

Cartel-Mitglied Erci E.: „Deutschtürkische Jugendliche müssen aus beiden Kulturen das Beste herausholen!“

Cartel entstand als ein Zusammenschluss von in Deutschland geborenen und sozialisierten türkischen Jugendlichen. Die Gruppe trat mit einem größtenteils türkischsprachigen Rap mit orientalischen Klängen hervor und war die Geburt des türkischen Rap. Bei deutsch-türkischen Jugendlichen traf Cartel nicht nur auf große Beliebtheit, sondern auch Identifikation und spornte als moderner Grenzgänger einen neuen Stil unter den Jugendlichen an.

Der deutschtürkische Rap ist als Protestmusik Anfang der 90er Jahre geboren. Deutschtürkische Jugendliche brachten im Rap ihre authentischen und spontanen Ausdrücke mit ein und meldeten sich aus dem gesellschaftlichen Rand heraus zu Wort. Sie zeigten, dass sie sich nicht mehr mit Kulturkonflikten behaftet sahen, sondern für sich gern die Umformung der Gesellschaft beanspruchten.

Im Gespräch erzählte Erci E. von den Anfängen der Cartel-Gruppe, die in den 90er Jahren in Deutschland als Zusammenschluss zweier türkischer Rap Bands und ihm selbst als Projekt entstand. Erci E. erklärte auch, dass Cartel gesellschaftliche Migrationsthemen aus der deutsch-türkischen Lebenssituation in Deutschland zum Ausdruck brachte, die damals nicht so präsent war wie heute, und verdeutlichte, wie sich die Gruppe damals fühlte.

Im Anschluss beantwortete Erci E. die Fragen aus dem Publikum. Er erklärte, dass türkischstämmige Jugendliche, die in Deutschland aufwachsen, sich bei ihrer Sozialisation mit dem Dilemma beschäftigen, zwischen zwei Welten zu leben. Dabei betonte er, dass es eine wichtige Chance und ein bedeutendes Potenzial ist, von beiden Kulturen das Beste mit zu nehmen, dessen Verantwortung sich die Deutschtürken bewusst sein sollten.

An dem Abend wurden auch die Videos zu den Songs ‚Cartel‘ und ‚Deutschland Sensin‘ gezeigt.

Erci E.

Ercüment Ergün, bekannt als Erci E. ist 1973 als Sohn türkischer Eltern in Berlin geboren und aufgewachsen. Anfang der 90er Jahre, nach 2 Jahren Studium der Politikwissenschaften an der FU Berlin, arbeitete er bei Kiss FM Berlin als DJ und Moderator. Kiss FM war der erste „Black Music“ Sender in Deutschland. Dort hatte er viele musikalische Einflüsse aus den Bereichen RnB, Soul, Hip Hop, Funk und Elektro. Auch seine eigenen Produktionen machten Fortschritte und so kam bald die erste Veröffentlichung, Hip Hop mit orientalischen Einflüssen und türkischem Rap. 1994 lernte er das Rap Duo „Karakan“ aus Nürnberg und die Gruppe „Da Crime Posse“ aus Kiel kennen. Diese 3 Gruppen veröffentlichten das gemeinsame Album „Cartel“. Oriental Hip Hop war neu geboren. Erci setzte diesen Weg mit seinem ersten Soloalbum „Sohbet“ 1997 fort. 1999 folgte die Zusammenarbeit mit Peter Maffay bei seinem Projekt „Begegnungen“. Im Radio ist Erci weiterhin bei Metropol FM mit seiner eigenen Radioshow „Turkish Delight“ und bei Radio Fritz im Soundgarden zu hören.